Echter deutscher Single Malt seit 1983

„Der Whiskybotschafter“ – Sommer 2008

von Bernd Schäfer

Wer hätte das gedacht? 25 Jahre ist es nun her, dass Robert Fleischmanns „Schnapsidee“ Gestalt annahm und es immer noch tut.

Das fränkische Neuses, fast mittig zwischen Nürnberg und Bamberg gelegen hat mit der „Blauen Maus“ seit 1983 eine Malzwhisky-Brennerei.

Erinnern Sie sich? Zu dieser Zeit war Malzwhisky eher noch ein Geheimtipp und die Mehrzahl der Händler, bei denen Whiskyfreunde ihre „Drams“ kaufen, gab es noch gar nicht. Somit ist die „Blaue Maus die älteste deutsche Malzwhisky-Brennerei.
Insgesamt drei Tage feierte Robert Fleischmann mit seiner Familie, Freunden, Kunden und Händlern. Die Besucher konnten dabei nicht nur die neue Brennblase bestaunen. Die Familie Fleischmann war komplett im Einsatz: Frau Fleischmann übernahm Probenausschank und Verkauf, Sohn Thomas erklärte die Brennblase. Damit etwas schottischer Flair in Franken aufkommt, wurden sogar kleine Highland-Games mit Tauziehen, Baumstamm- und Steinwerfen veranstaltet. Selbstverständlich wurde auch ein Dudelsack-Spieler engagiert.

Zwar hatte Robert Fleischmann früher schon Obstbrand hergestellt, erst im Februar 1983 jedoch begann er auf die Anregung eines Freundes hin, Malz als Grundlage zu verwenden. Der erste Versuch begann kurios, denn nach dem Brennen wurde das Fass erst einmal zur Seite gelegt und fast vergessen; nach zwei Jahren (für einen Obstbrenner schon eine Ewigkeit) wurde das Fass dann versucht – und der Brenner war zufrieden.

Erfahrung mit Whisky hatte Fleischmann keine, und auch einschlägige Literatur gab es nicht. So kann es nicht verwundern, das die „Blaue Maus“ in Franken etwas anders reift als in Schottland. Die Fässer sind kleiner, denn größere haben keinen Platz im Lagerkeller. Zudem werden neue, nicht ausgebrannte Fässer eingesetzt. Bei Fleischmanns gibt es außerdem keinen Blend; alles sind ungefärbte, nicht kältefiltrierte „Single Cask“ – Abfüllungen.

Der Weg zum 25-jährigen Jubiläum war allerdings ein steiniger, und man musste schon einen fränkischen Dickschädel haben, um da nicht aufzugeben. Damit sind gar nicht solche Dinge gemeint wie die sofort fällige Branntweinsteuer und der mögliche Ertrag einige Jahre später, sondern eher die Schwierigkeiten mit der Scotch Whisky Association (SWA). Für seine Marken „Glen Blue“ und den „Glen Mouse“ erhielt Fleischmann Anfang 1998 den Markenschutz. Im Oktober des gleichen Jahres bekam er dann aber Post von einer Anwaltskanzlei die im Namen der SWA die Löschung der Marken beantragte: „Glen“ sei Eigentum Schottlands, „Glen Mouse“ sei mit „Famouse Grouse“ zu leicht zu verwechseln, und das Segelschiff auf dem „Glen Blue“ sei dem Teeclipper „Cutty Sark“ sowie dem gleichnamigen Whisky zu ähnlich – so die Argumentation. Man unterstellte Fleischmann, damit Kunden in die Irre führen zu wollen, die annehmen würden, es handle sich um schottischen Whisky. Diese Marken gibt es nun nicht mehr, Robert Fleischmann brennt aber zum Glück immer noch Whisky.

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Robert Fleischmann überreicht „Mr. Celtic" Otto Steudel (l.) eine Flasche des Original-Whiskys von 1983. Otto Steudel schenkte beim Jubiläum auch schottische Whiskies aus.