Lufthansa Exclusive – 10/06

Er ist erst 13, steht lässig und aufgebrezelt mitten in der internationalen Prominenz aus altem schottischen Adel und amerikanischer Hochfinanz, ein kleiner Sonderling, der als Beruf und Berufung „Schwarzer Pirat“ angibt.

Hier darf sich auch mal ein Deutscher so recht als Exot fühlen. Der „Schwarze Pirat“ 13 years“ ist nämlich ein echter Single Malt Whisky der in einem fränkischen Dorf namens Neuses zwischen Forchheim und Bamberg destilliert wird. Kenner bescheinigten dem ersten deutschen Single Malt, der dem eigentlich auf Obstbrände spezialisierten Familienbetrieb Robert Fleischmann entstammt, er ähnele dem „alten schottischen Malt aus Sherryfässern“. Rasch arbeitete sich der Freibeuter aus Franken in die illustre Gesellschaft der Macallans und Lagavulins, der Aberlours und Glenlivets empor. Und er eroberte das wohl feinste Whisky-Regal, das Deutschland in einer Bar zu bieten hat: Es steht im Lufthansa First Class Terminal auf dem Frankfurter Flughafen.

Wo sich die HON Circle Member und Fluggäste der First Clans vor ihren Abflug verwöhnen lassen, bieten die Barkeeper 80 verschiedene Whiskys an. – ein außergewöhnliches Sortiment. Daniel Ebner, der beim österreichischen Catering-Unternehmen DO&CO für das Food-and-beverage-Management der insgesamt vier Frankfurter First Class Lounges zuständig ist: „Ein solches Angebot wäre an einer Hotelbar weltweit sehr selten zu finden.“ In Wien sorgen Experten des Unternehmens für die richtige und vielfältige Mischung. Die Philosophie ist einfach, Ebner: „Wir bieten die besten Produkte, die man auf der Welt kaufen kann.“

Susi Delzeit, eine von fünf Barkeepern und Barkeeperinen im Zweischichtbetrieb der First Class Lounges, empfiehlt den Single Malt Glenfarclas 21 years mit seinem rauchigen Geschmack nach Rosinen, Gewürzen und Sherry. Oder vielleicht doch lieber einen Macallan 18 years, der mit Nuss- Vanille- und Fruchtaromen betören kann? Einen Balvenie Double Wood 12 years vielleicht, der ein wenig nach Orangen und Zimt schmeckt? Oder einen Ardberg, Lagavulin und Laphroaig von der Hebrideninsel Islay, die wie keine anderen Malts den herben Geruch von Torf, Salzwasser und Algen verströmen?

Ein Single Malt, in einer bestimmten Destillerie aus Gerste, Hefe und Wasser gebrannt, eignet sich nicht für den Sturztrunk. Edler Whisky wird verkostet wie etwa ein großes Gewächs aus Bordeaux – nach Farbe, Klarheit, Aromen, Geschmack und Abgang.
Whiskytrinker sind meist Männer, und sie sind Genießer. Das gab den Ausschlag an der Bar des Lufthansa First Class Terminals einen Schwerpunkt auf Whisky zu legen. Ebner: „Der Großteil der Gäste ist mänlich – sie sind genussorientiert und wissen edle Dinge zu schätzen.“

So lässt sich Susi Delzeit und ihren Kollegen nicht nur ein sinnenfroher Streifzug durch die klassischen schottischen Malt-Regionen Highlands und Lowlands, Speyside und Inseln unternehmen. An ihrem stylishen Tresen sind auch die feinen Blended Scotches zu haben, Mischungen aus bis zu 45 Malts, die mit Grains, Whiskys aus anderen Getreidearten wie Mais, versetzt werden.
Johnnie Walker Blak label 12 years gehört dazu. Der meistverkaufte Whisky der Welt, auch Jonny Walker Blue Label, einer der edelsten Blends, oder Dimple, Chivas Regal, The Famouse Grouse. Und natürlich fehlen im Regal weder die Iren (etwa Bushmills, Paddy, Jameson oder Tullamore Dew) noch die amerikanischen Bourbons (zum Beispiel Marker`s Mark, Wild Turkey, Woodford Reserve), die sich allesamt traditionell mit einem zusätzlichen „e“ Whiskey nenen.

Whisky und Whiskey genießt der eine oder andere Gast hier sogar schon frühmorgens, ohne sich falschen Verdacht auszusetzen: Für manche ist es, der Zeitverschiebung nach einem Langstreckenflug geschuldet, schon oder noch Abend. Viele der täglich rund 300 Gäste fühlen sich im Lufthansa First Class Terminal so wohl, das manche „einen oder sogar zwei Flüge früher nach Frankfurt buchen, um ins First Class Terminal kommen zu können“, sagt Terminal-Leiter Michael Knauf. Einige bleiben sechs oder sogar acht Stunden – wegen des Essens, der Ruhe oder der persönlichen Betreuung.
Vielleicht auch wegen der Whiskys. Und des 13 Jahre alten Schwarzen Piraten aus Neuses, der auf der Barkarte exotische Gesellschaft bekommen hat: Reisetbauer ist ein Whisky aus Österreich, Milford einer aus Neuseeland – und Suntory Yamazaki einer aus Japan. Schotten, aufgepasst…

lufthansazeitung10_2006